Deutsche Schafzucht rockt die Hessenhalle, Bundeschafschau Schafe in Alsfeld
„Schwierige Geburt“
Vom 30.
September bis zum zweiten Oktober war es endlich soweit. Nach zwei Corona bedingten Terminverschiebungen konnte nun doch
noch die Bundesschau Schafe der Vereinigung der Deutschen Landesschafzuchtverbände e. V., VDL, in der Hessenhalle in Alsfeld durchgeführt
werden.
25 Jahre
ist es her, da fand die letzte Bundesschau für Zuchtböcke und Zuchtschafe aller Herdbuchrassen Deutschlands ebenfalls in
Alsfeld statt.
Seitdem
hatte es viele Ideen zu einer erneuten Auflage der Megaschau der Schafzucht gegeben, aber sie waren alle gescheitert. 2019
hatte dann Reinhard Heintz, der Vorsitzende des Hessischen Verbands für Schafzucht und –haltung e.V. „seinen Hut in den Ring geworfen“, und verkündet, dass der
Hessische Schafzuchtverband gewillt sei, die Veranstaltung in Hessen an gleicher Stelle erneut in Zusammenarbeit mit der VDL
auszurichten.
Dann kam
Corona und die Planungen des Organisationsteams wurden ein ums andere Mal durchkreuzt. Nun hat es doch noch geklappt mit dem Stelldichein der deutschen Schafzucht in
Alsfeld. Es war die letzte Chance, denn der hessische Zuchtleiter der Schafzucht, Arnd Ritter, hatte seine Bereitschaft für weitere Anläufe frühzeitig
abgesagt.
Zu
arbeitsaufwändig und zur nervenaufreibend waren die gescheiterten Versuche
gewesen.
Die Veranstalter hatten mit maximal 600 Tieren gerechnet. Gemeldet worden sind dann 777 Katalogtiere von denen letztlich 738
in Alsfeld aufgetrieben worden waren. „Einen solchen Umfang einer Schafschau hat es noch nicht gegeben“, so Alfons Gimper, der Vorsitzende der VDL
später.
Die
Überbuchung an gemeldeten Tieren hatte den Organisatoren vor Ort um Oliver
Stey,
Reinhard Heintz und Arnd Ritter in den Wochen vor der Schau noch einiges
Kopfzerbrechen beschert, doch zum Auftrieb war alles eingerichtet für diese Menge an Tieren.
Endlich Auftrieb
Am
Freitagmorgen, den 30.09.22 begann der Auftrieb der Tiere. Alles war gut
vorbereitet und organisiert. die Tierboxen standen fertig eingestreut bereit und an drei elektronischen Waage wurden die Tiere mit Scannern
identifiziert und gewogen. Das Team der Veterinärbehörde des Vogelsbergkreises hatte zuvor alle Tiere und die Gesundheitszeugnisse kontrolliert. An jeder Waage
sorgte ein dreiköpfiges Team dafür, dass die angereisten Züchter ohne große Verzögerung die gut beschilderten Boxen mit
ihren
Tieren beziehen konnten. Anschließend ging es zum Schaubüro, wo die vorsortierten Halsschilder mit den Katalognummern der Tiere und der Katalog bereitlagen.
Der
reibungslose Ablauf des Auftriebs konnte dank vieler Helfer aus dem hessischen Zuchtverband aber auch aus allen anderen
Landesschafzuchtverbänden, die mit Zuchtleitern und Zuchtberatern angereist waren, in guter Zusammenarbeit bewältigt werden. Die Freude
über das lang ersehnte Treffen zur Bundesschau war den meisten Teilnehmern ins Gesicht geschrieben.
Wer sind die Besten?
140
Zuchtstätten aus dem gesamten Bundesgebiet brachten Schafe aus 43
verschiedenen Schafrassen nach Alsfeld, ein unvergleichliches Bild der Biodiversität der deutschen Schafzucht, vom Bretonischen Zwergschaf
und anderen „exotische Rassen“ über die weißen und die bunten Fleischschafrassen, die alpinen, die mittelgebirgs-, die Moor- und Heiderassen und die Küstenrassen war
eine breite Vielfalt der in Deutschland gezüchteten Schafrassen zu bestaunen.
Für die
Prämierungsveranstaltung standen vier großzügig bemessene Prämierungsringe für je zwei Rassegruppen zur Verfügung. Für jede
der acht Rassegruppen war ein Team aus zwei Preisrichtern und einem Schreiber zugeteilt. Die Beschickung der Ringe erfolgte alternierend. Für alle Rassen wurden die
besten Einzeltiere beider Geschlechter („Bundessieger“) ermittelt und aus diesen ein Siegertier für jede Rasse ermittelt („Rassesieger“).
Danach wurden aus diesen Rassesiegern die Sieger der acht Rassegruppen (Alpine, ausländische, Mittelgebirgsrassen etc.) ermittelt
(„Champion“).
Aus dem
Kreis der acht Champions wurden mittels der Voten aller 16 Preisrichter drei Bundeschampions ermittelt und entsprechend der
Punktzahl zu den Bundessiegern Gold, Silber und Bronze gekürt.
Ähnlich
lief der Wettbewerb der Sammlungen (Gruppe aus einem Bock und zwei wbl.Tieren) der Zuchtbetriebe ab.
Hessen mischt mit
23
hessische Herdbuchzuchtbetriebe nutzen die Chance, ihre Zuchtarbeit auf einer
Bundesschau im eigenen Bundesland sozusagen als Heimspiel zu präsentieren. Sie zeigten insgesamt 116 Schafe aus 16 Rassen. Zwei
Betriebe stellten sogar Tiere aus zwei Rassen aus. Besonders stark waren Hessens Zuchtbetriebe bei den Mittelgebirgsrassen vertreten. Der Obere Hardthof
der Uni Gießen mit Krainern und Rhönschafen, Burkhard Lehmann mit Füchsen, Lars Bangert mit Füchsen und Rhönschafen, Barbara Mayer und Stefan Heintz
ebenfalls mit Rhönschafen und die ZG Kempe/Götz mit Leineschafen bildeten ein starkes hessisches Kontingent in dieser Gruppe. So gingen
fünf der elf Ia-Preise und zwei Bundessieger bei den Coburger Füchsen nach Hessen. Bei den Rhönern gingen sechs von neun Ia-Preisen und drei Bundessieger an
hessische Zuchtstätten.
Die
Konkurrenz der Leineschafe wurde von der Zuchtgemeinschaft Kempe/Götz aus Oberweser dominiert. Sie erhielten die Preise für
den besten Bock und das beste Schaf der Rasse und zusätzlich den Wollsiegerpreis, wobei ihr Schaf unter KAT-Nr. 369 auch
noch das
beste RHO- und das beste COF-Schaf der Schau „in den Schatten stellte“ und Vize-Champion der Rassegruppe Mittelgebirgsrassen
wurde. Champion der Mittelgebirge wurde der RHO-Bock von Stefan Heintz, KAT-Nr. 320. Dieser prächtige Rhönschafbock wurde im Finale am Sonntag zum
zweitbesten Tier der gesamten Schau gekürt und erhielt den Preis für den Bundeschampion in Silber, nur übertroffen von einem exzellenten Brillenschaf aus der Zucht
Kreuzer in Bayern.
Lars
Bangert erzielte mit seiner Kollektion an Rhönschafen die beste Sammlung aller Mittelgebirgsrassen und wurde in diesem Wettbewerb
zum Champion ernannt.
Weitere
Auszeichnungen für Bundessiegertiere erhielten folgende Zuchtstätten:
Bundes-Siegertiere (BS) aus Hessen
Schöne Erfolge konnten auch die Zuchtstätten Oberer Hardthof (Krainer Steinschafe) und Jana Fleck (Alpine Steinschafe) erzielen und
damit der Phalanx der vielen Zuchtbetriebe aus Süddeutschland züchterisch Paroli bieten.
In den
Rassen Dorperschaf, Krainer Steinschafe und Walachenschaf wurden
ausschließlich Tiere aus hessischen Betrieben ausgestellt. Die hessischen
Zuchtbetriebe präsentierten ihre Rassen auf höchstem Qualitätsniveau, wie die lange Tabelle an hessischen Siegertieren belegt. Weitere
Ia-Preise etc. kommen hinzu. Insgesamt können sich alle hessischen Aussteller von Zuchttieren über viele
Auszeichnungen und eine von ihrem Verband unter Mitwirkung von vielen engagierten ehrenamtlichen Helfern durchgeführten Bundesschau
Schafe freuen. So hat sich der immense Aufwand für den Hessischen Verband für Schafzucht und –haltung e.V., die beteiligten Zuchtbetriebe und die engagierten
Helferinnen und Helfer gelohnt. Der Verband hat erneut unter Beweis gestellt, dass er in der Lage ist, eine solche Veranstaltung in
der Hessenhalle durchzuführen und die hessischen Schafzuchtbetriebe haben große Anerkennung für ihre engagierte Zuchtarbeit erfahren.
Der
Zuchtleiter freut sich mit allen beteiligten Verbandsmitgliedern und dem
bundesweiten Orga-Team aber auch den vielen Besucherinnen und Besuchern über eine gelungene und weithin gelobte Bundesschau
Schafe 2022 in Alsfeld. Es war eine eindrucksvolle Demonstration der Leistungsfähigkeit des hessischen Zuchtverbandes und ein
unvergessliches Fest der bundesdeutschen Schafzucht.
Die
hessischen Auftreiber, Helferinnen und Organisatoren trafen sich zum Gruppenfoto
Leider
fehlen in der Abbildung noch folgende beteiligte Züchter: Brigitte Hadasch (OUS), Manfred Kesting
(SHR),
Andreas Weik (SHR) und Martin Kimpel (SHR), Nadine Keßler (KST), Stefan Polzer und Christina
Schmitt
(RPL), Stefan Heintz (RHO), Vanessa Heintz (WSN), Katharina Völker (OUS), und viele andere
helfende Hände.
P.S.:
Beim nächsten Mal wir alles besser!
24.10.2022, Arnd Ritter, Zuchtleitung
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